Am Samstag am Morgen fuhren wir also die verbleibenden 35km in den an der Nordspitze der Südinsel gelegenen Abel Tasman National Park. Unser Plan war es, etwa 45km in vier Tagen zurückzulegen und die Nächte dazwischen in den DOC-Hütten zu verbringen. Die schweren Zelte wollten wir nicht mitschleppen, sodaß wir die letzte Hütte und damit vierte Übernachtung auslassen und den Track schon nach vier Tagen statt fünf verlassen mußten. Die letzte Hütte war leider schon ausgebucht. Die Tagesetappen waren mit um die 12km weniger eine sportliche Herausforderung, obwohl wir ordentlich Gewicht am Rücken hatten, denn das Essen für die vier Tage mußten wir aufgrund des fehlenden Jungel-Supermarktes komplett mitnehmen. Aber um den Sport ging es ja hier weniger als vielmehr um das Erleben dieses Paradieses.
Wir fuhren also zum Wasser-Taxi-Anbieter, packten unsere Trackingrucksäcke und gaben unsere Wertsachen im Office ab. Dann gings mit vollem Gepäck los.
Es dauerte nicht lange, bis sich der Nationalpark mit all seiner Schönheit vor uns öffnete. Für Liebhaber von goldenen Sandstränden und kristallklarem, türkisblauem Wasser eingebettet in grünen Jungel muß das einfach das Paradies sein.
Die duzenden Buchten, die alle paar Kilometer zu einem Extraabstecher einluden, durften natürlich auch beschwommen werden, wobei man bei dem karibischen Aussehen nicht vergessen darf, daß das immer noch Neuseeland ist. Das bedeutet, Wasser 20°C, Luft knapp darüber. Sich in die glasklaren Fluten zu stürzen, war also stets sehr erfrischend. Trotzdem haben wir das Angebot reichlich genützt.
Am späten Nachmittag kamen wir dann bei der Anchorage Hut an, wo wir unsere erste Nach verbringen sollten. Bei dem Appetit, den wir hatten, relativierten sich die zuerst als viel zu viel eingeschätzten Essensvorräte erheblich. Es mußte also streng eingeteilt werden - Fressen war nicht angesagt.
Vier Schlafsäle à 8 Leute waren zu besetzen. Privatsphäre gabs also nicht, aber wir lernten die ersten Leute kennen, die uns auf der Wanderung immer wieder unterkommen sollten. Es wurde also gegessen, Reise-Know-How ausgetauscht und früh ins Bett gegangen (künstliches Licht gabs dort keines abgesehen von unseren Stirnlampen).
Am nächsten Tag entschieden wir uns die lange high tide Route um die Anchorage Bay herum zu nehmen, einerseits, um dem Tag etwas mehr Herausforderung zu verleihen und andererseits, um Cleopatras Pool zu besuchen, welche über die low tide Route nicht so gut zu erreichen war.
Im Grunde war dieser einfach nur ein Tümpel, welcher von einem Bergbach durchflossen wird. Für eine ägyptische Göttin eindeutig zu klein und vor allem zu kalt. Für mich allerdings wieder mal ein Grund, gegen meinen inneren Schweinehund anzukämpfen. Fazit: Saukalt, aber auszuhalten.
Unser Weg führte uns erneut vorbei an unzähligen kleinen Buchten mit Traumstränden gesäumt von Farnwäldern.
Nach etwa vier Stunden reiner Gehzeit (also die Badepausen nicht mitgerechnet) kamen wir in der Bark Bay Hütte an, wo wir gleich wieder die bekannten Gesichter aus der Anchorage Hut erspähen konnten.
Die meiste Zeit verbrachten wir hier am vorgelagerten Strand und beobachteten das Meer, daß mit zunehmender Ebbe immer mehr Fläche freigab. Der Sonnenuntergang bescherte uns einen tollen Ausblick auf die Bucht und die dahinterliegende Nordinsel. Die kommende Nacht sollte etwas kuscheliger werden als die vorherige. Es gab zwei Schlafsäle mit je einem siebenfach Stockbett (also sieben Leute nebeneinander in zwei Stockwerken). Man konnte also seinem Nachbarn super bei der Verdauung zuhören.
Am nächsten Tag war nach einer Stunde Gehzeit wieder mal Baden angesagt. Weil wir ja jede Menge Zeit hatten, das Wetter ausgezeichnet und der Strand wunderschön war, blieben wir auch gleich mal zwei Stunden in dieser Paradiesbucht und ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen.
Anschließend gings weiter über jungelbewachsene Hügel zu unserer letzten Nachtstätte, der Awaroa-Hütte.
Wieder gabs Stockbetten zum Sich-sehr-gerne-Haben, jedoch kannten wir ja einige von den Leuten schon ein Weilchen. Den Abend verbrachten wir damit, eine Gruppe Leute zu beobachten, welche die vorgelagerte Bucht bei Flut zu durchqueren versuchten (Wasser etwa brusttief). Dieses Schauspiel brachte uns drei erheiternde Stunden, bevor die Wanderer (bunt gemischt aus aller Welt und sichtlich betrunken) es nunmehr bei Ebbe geschafft haben, die Bucht zu durchqueren. Obwohl die Leute einen Teil ihrer Ausrüstung im Ozean versenkt haben, schienen sie ausgezeichnete Laune zu haben.
Am nächsten Tag war es an uns, die Bucht zu durchqueren. Ebbe sollte um kurz nach Mittag sein. Die Bucht ist etwa zwei Stunden vorher durchquerbar. Also wurde erstmal gewartet, bevor sich die Leute Gruppe für Gruppe in Bewegung setzten. Auch wir wagten dann die Querung.
Nach einer knappen halben Stunde wars dann geschafft.
Füße waschen, Wanderschuhe drauf, und weiter gings. Zugegebenermaßen wars ja alles nicht schwierig, aber irgendwie lustig, so auf die Gezeiten angewiesen zu sein, um seinen Weg fortsetzen zu können.
Nach etwa zwei weiteren Gehstunden kamen wir dann in Totaranui an, wo wir noch einen Rundweg gegangen sind und dann vom Wassertaxi abgeholt wurden, um den Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt anzutreten. Unsere Essensvorräte waren komplett aufgebraucht. Es hätte ruhig noch mehr sein drüften. Nach Tagen, die von Fertignudeln bestimmt waren, gabs heute Abend mal ein Festessen: Ravioli aus der Dose.