Freitag, 31. Januar 2014

Southern Dreams

Mir wurde es mehrfach direkt oder indirekt mitgeteilt: Ich habe schon lange nicht mehr geschrieben. Zu meiner Entschuldigung muß ich aber sagen, daß ich einerseits nur selten genug Empfang hatte, um ins Internet zu kommen und andererseits einfach zu beschäftigt war mit Erleben. Dafür gibts dieses Mal einen außergewöhnlich langen Eintrag. Lest ihn ruhig häppchenweise ;-)
Als ich mich das letzte Mal hier im Blog zu Wort gemeldet habe, war ich gerade auf dem Weg in den Süden. Nachdem ich Queenstown bei gutem Wetter, das ich noch mit einer kleinen Wanderung verabschiedet habe, verlassen hatte, fuhr ich Richtung Te Anau, welches der Hauptort des Fjordlandes ist.



Unterwegs mußte ich nochmals eine Nacht im Zelt verbringen, was dieses Mal besonders nett war, da ich eine Campsite mit eigenem Dusch/Klo-Häuschen um 15$ gefunden habe. Nicht nur daß ich meinen eigenen Sanitärbereich (mit Warmwasser!) hatte, nein, im Preis inbegriffen war die Benutzung der Waschmaschine, welche zwar nur mit Kaltwasser gelaufen ist, jedoch meine stinkende Wäsche wieder halbwegs benutzbar gemacht hat. Waschmittel konnte ich von einem netten französischen Pärchen neben mir erschnorren.


Am nächsten Tag war das Wetter dann zum Grausen. Regen, kalt, windig: So durfte ich Te Anau erleben. Lake Te Anau habe ich ausnahmsweise nicht beschwommen. Dafür fehlte mir dann doch die nötige Härte.
Auch Lake Manapouri gleich nebenan zeigte sich grau in grau.



Trotzdem beschloß ich auf eine dreistündige Wanderung zu gehen, welche den letzten Teil des fünftägigen Kepler-Tracks entsprach. Und siehe da: Die Wolken verschwanden und die Sonne kam heraus. Meine Wanderung führte durch einen komplett mit Moos bewachsenen Wald. Einige Szenen vom Herrn der Ringe wurden hier auch gedreht, was ich gut verstehen konnte, denn der Wald hatte wirklich etwas Mystisches.





Am Ende kam ich dann wieder beim Lake Manapouri an, welcher nun auch sehr viel freundlicher wirkte.


Trotz gutem Wetters beschloß ich aber das Fjordland hinter mir zu lassen. Denn die großen Wanderungen und den Milford-Sound wollte ich mir für die Zeit mit Florian aufheben. Speziell der Milford-Sound bedarf einer langen Autofahrt (125km eine Strecke), die ich nicht mehrfach machen wollte.
Deshalb gings erstmal an die Südküste. Endlich wieder Meer und Strand, wobei es hier naturgemäß saukalt ist (Meer und Luft). Trotzdem war ich erstmal recht überrascht, daß Neuseeland doch auch recht brauchbare Strände bietet. Ich kam recht spät an der Freedom-Campsite an - so etwa um 22 Uhr. Die Sonne war gerade untergegangen. Es war aber noch hell. Bei starkem Wind und Kälte stellte ich mein Zelt auf und bereitete mich für die Nacht vor.



Ich unterhielt mich noch kurz mit Guybrush Threepwood, bedankte mich für die tollen Abenteuer mit ihm auf meiner alten Freundin (Amiga) und ging dann schlafen.


Am nächsten Tag fuhr ich nach Invercargill, der Hauptstadt der Southlands, um meine Vorräte aufzufüllen. Eine kurze Stadttour ging sich auch noch aus. Fazit: Verschlafenes, aber durchaus reizvolles, südneuseeländisches Nest.


Weils gerade in der Nähe war fuhr ich auch noch nach Bluff, ein Ort auf einer Halbinsel, welche Invercargill vorgelagert ist. Von der Spitze des Kaps konnte man einen tollen Blick auf Stewart Island erhalten, welche sich noch etwas südlicher befindet als die Südspitze der Südinsel (also schon recht arg südlich).
 
Auf dem etwa dreistündigen Walk, den ich hier machte, machte mir ein Wegweiser wieder mal bewußt, wo ich hier eigentlich bin. Er rief mir auch wieder mal die Vorstellung in Erinnerung, wo Europa von mir aus ist: Will ich Richtung Europa schauen, muß ich nämlich nicht Richtung Horizont schauen, sondern eigentlich direkt auf meine Füße.





Mein Tagesziel sollten an diesem Tag die Catlins sein, eine Hügellandschaft zwischen Invercargill und Dunedin, die mir mehrfach von anderen Touristen und Einheimischen empfohlen worden ist. Also suchte ich mir an der Westgrenze der Catlins eine Campsite und besuchte am frühen Abend noch den Petrified Forest, einen 180 Millionen Jahre alten fossilen Wald, der sich in der Nähe meines Lagers befand. Am Photo sieht man einen versteinerten Baumstamm.


Zu meinem Entzücken befand sich an derselben Stelle auch das Brutgebiet einiger Pinguinpaare. Genauergesagt handelte es sich dabei um den Yellow Eyed Penguin, welcher sehr selten ist und auf der Liste der bedrohten Arten steht. Ich hatte viel Glück und konnte nur ein paar Meter von mir entfernt einen Altvogel mit seinen beiden Küken bewundern, welche darauf warteten, daß der andere Altvogel mit Beute aus dem Meer zurückkommt.



Am nächsten Tag war es dann mein Plan, in die Catlins zu fahren. Als erstes Ziel suchte ich mir die McLean Falls aus, welche durch einen kurzen Walk erreichbar waren und gut Wasser führten.


Umgeben von Deutschen (da waren, glaube ich, wirklich nur Deutsche) habe ich dort Barbara aus Ulm kennengelernt, welche ebenfalls alleine mit dem Auto in Neuseeland herumreist und ebenso naturbegeistert ist wie ich. Bald hat sich herausgestellt, daß wir für die nächsten Tage eine sehr ähnliche Route haben, worauf wir beschlossen haben, erstmal gemeinsam weiterzureisen (im Convoy, weil wir ja beide ein Auto hatten). Nachdem das Wetter toll war, mußten wir gleich mal ein Bad im Meer nehmen. Hatten wir beide in Neuseeland noch nicht gemacht, weshalb es auch Zeit dafür wurde. Fazit: Toller Strand, tolle Wellen, saukaltes, aber erfrischendes Wasser.


Da Barbara wie ich auch ein paar Wanderungen unternehmen wollte, fuhren wir beide ins Inland der Catlins fernab jeglicher Zivilisation (naja, zumindest Internet und Handyempfang gabs dort nicht - einzig und allein ein Mittelwellen-Radiosender war zu empfangen). Wir beschlossen, einen Teil des Catlin-River-Walks zu gehen, was uns etwa 5h und die Möglichkeit, in der Zivilisation zu übernachten kostete (es war einfach zu spät, wieder über die ewig lange Schotterstraße an die Küste zu fahren). Übernachtet wurde also in der Pampa am DOC-Campingplatz (viel Wiese, Wasserstelle und Plumpsklo um 6$ in die Nationalparkkassa pro Nase).




Die Nacht war feucht und kühl, aber der Blick auf den Sternenhimmel war unglaublich. Nachdem der Himmel recht klar war und es keine störenden Lichteinflüsse gab, konnte man die Milchstraße in all ihren Details erkennen.
Am nächsten Tag sollte es wieder zurück an die Küste gehen, wobei mir leider ein folgenschwerer Fehler unterlaufen ist.
Die Sachen waren ins Auto gepack, wir waren fast abfahrbereit, als es passierte: Auto abgesperrt, Schlüssel in den Kofferraum, Kofferraumdeckel zu - ausgesperrt - FUCK!
Kein Handyempfang, der nächste größere Ort mindestens 2h entfernt.
Nahe an der Verzweiflung tauchte am anderen Ende der Wiese dann ein DOC-Ranger auf, zu dem ich dann gleich mal gelaufen bin. Er dürfte uns schon beobachtet haben, da er gleich wußte, was mein Problem ist - die Drahtschlinge hatte er schon in der Hand. Gemeinsam versuchten wir, das Auto in Einbrechermanier aufzubrechen.
Währenddessen landete auch der DOC-Hubschrauber (nicht wegen mir - der hat irgendetwas geliefert), worauf mich der Ranger mal alleine werken ließ - vergeblich: Der Toyota war echt nicht zu knacken.


Nachdem der Ranger seine Arbeit mit der Lieferung des Hubschraubers erledigt hatte, kam er zurück, und wir bearbeiteten das Auto erneut. Kurz darauf kam auch der Pilot des Hubschraubers, dann der Copilot und dann noch ein andere Camper, um die Nuß zu knacken. Schlußendlich standen also fünf Männer um das Auto und bearbeiteten es.


Der Copilot schien der talentierteste Einbrecher zu sein, denn um kurz nach Mittag hatte er das Auto offen. Aufatmen bei mir, ein Schulterklopfen meiner Mitstreiter und ein großes DANKESCHÖN!

Endlich konnten wir weiter. Wir hatten zwar Zeit verloren, jedoch war noch der eine oder andere Wasserfall drinnen.


Daß eine Kuhherde mein Auto überrannte und einen penetranten Stallgeruch (gottseidank keine Kratzer) an meinem Fahrzeug hinterließ, ließ mich angesichts der Aktion mit dem Autoschlüssel eigentlich mehr oder weniger kalt.


Nach einem weiteren Walk, welcher an einem superschönen Strand endete, suchten wir uns einen Campingplatz mit Dusche, da unser eigener Geruch kaum besser war als der des Autos.


Vor dem Schlafengehen besuchten wir noch Nugget Point, wo wir den Abend gemütlich ausklingen ließen.


Am nächsten Morgen war es unser Plan, die Buchten an der Küste vor den Catlins zu erforschen. Cannibal Bay und Surat Bay waren hiebei unsere Ziele. Nach beschissenem Wetter in der Nacht (für Barbara in ihrem Kombi weniger beschissen als für mich), machte uns der Tag wieder eine Freude und zeigte sich sonnig



Die beiden Buchten hielten eine ganz besondere Überraschung für uns bereit. In beiden Buchten sonnten sich Seelöwen am Strand und ließen sich ohne Probleme aus der Nähe beobachten und photographieren. Die meisten zeigten sich friedlich nur die dominanten Bullen quitierten zu große Nähe mit einem energischen Brüllen, was uns dann doch wieder Abstand nehmen ließ.





Auch wenn die Tiere an Land eher schwerfällig unterwegs sind, können sie auch laufen, wenn sie wollen, und eine Konfrontation mit einem 300km-Bullen wollten wir dann doch nicht haben. Gottseidank sind die Tiere recht bewegungsfaul, sodaß das Zusammentreffen Mensch-Seelöwe meist ein friedliches ist. Das Erlebnis war auf jeden Fall unglaublich: Die Tiere hautnah und in freier Wildbahn zu erleben, ist ein absolutes Highlight meiner Reise.


Am Weg Richtung Ostküste kamen wir noch bei einem sehr seltsamen Garten in Owaka vorbei. Eine ältere Dame hat es sich wohl zur Lebensaufgabe gemacht, Teekannen zu sammeln und in ihrem Garten auszustellen. Seitdem hat der kleine Ort eine Attraktion mehr.


Am Abend fuhren wir noch auf dem Weg zu unserer nächsten Campsite bei Shag Point vorbei. Diese Bucht an der Ostküste ist ebenfalls ein Geheimtip für Tierliebhaber. Zu unserer Freude konnten wir dort eine Robbenkolonie vorfinden, die uns ebenso friedlich Photos schießen ließ wie die Seelöwen.




Am nächsten Tag (also heute) standen wir früh auf (6 Uhr), da wir den Tip bekamen, daß in einer Bucht (Moeraki Bay) nahe unseres Campingplatzes Pinguine zu beobachten wären. Um 6:30 waren wir an besagtem Ort und durften uns erstmal über einen tollen Sonnenaufgang freuen.


Wie versprochen trafen wir eine Gruppe Gelbaugenpinguine an, die dieses Mal praktisch vor unserer Nase standen.


Auch eine Kolonie Robben genoß wie wir die Morgensonne.



Neben erwachsenen Tieren, konnten wir auch die fast schon erwachsenen Jungen beobachten.


Anschließend gabs noch Frühstück am Traumstrand, bevor wir uns nach Oamaru aufmachten, wo Barbaras und meine gemeinsame Reise erstmal zuende sein sollte.


Auf dem Weg schauten wir noch bei den Moeraki Boulders vorbei, kugelrunde Felsbrocken am Strand, welche das Werk jahrmillionenlanger Erosion sind und eine Touristensttraktion für den kleinen Ort geworden sind.


In Oamaru trennten sich Barbaras und meine Wege. Sie fährt weiter nach Norden. Ich quere die Insel zur Westküste. Kontaktdaten haben wir ausgetauscht. Vielleicht geht sich ja noch der eine oder andere Walk auf der Nordinsel im März aus.
Viele Eindrücke, viele Erlebnisse, und das in kurzer Zeit. Neuseeland hat meine Sympathie. Es ist wunderschön hier und ich freue mich auf die Dinge, die da noch kommen.

Freitag, 24. Januar 2014

Sonne und Regen

Mein weiterer Weg sollte nach Wanaka führen, was etwa 120km Fahrt bedeutete. Leider meinte es der Wettergott nicht gut mit mir. Sturm und strömender Regen erwarteten mich in diesem bekannten Schiort von Neuseeland. Dadurch, daß ich eben mit Zelt und nicht mit Camper unterwegs bin, blieb mir nichts anderes übrig, als nach einer eher ungemütlichen Stadtbesichtigung den Rückzug anzutreten. Die Wettervorhersage für den Ort, aus dem ich eigentlich gerade gekommen bin, war besser als die für Wanaka. Also ging es die 120km wieder zurück fast zum Ausgangspunkt meiner Tagesetappe.


Wieder zurück in Omarama fand ich aber einen netten Freedom-Camping-Platz dirket am Fluß, wo ich dann auch die Nacht trocken, aber kalt verbracht habe.


Der zweite Versuch, Wanaka bei brauchbarem Wetter zu erobern, war erfolgreich. Nach weiteren 120km Fahrt kam ich am Lake Wanaka an, wo es zwar immer noch stürmisch und kalt war, jedoch wenigstens sonnig. Das habe ich gleich ausgenutzt und habe Mount Iron bestiegen. Klingt zwar recht toll dieser Name, ist aber nur ein Hügel von 300m Höhe.



Weil der Tag noch jung war, bin ich gleich noch zum Lake Hawea (der Nachbarsee) gefahren, wo es einen etwas anspruchsvolleren Berg zu besteigen gab.



Zufrieden mit meiner Leistung steuerte ich den Campingplatz an, den ich eigentlich schon seit Tagen ansteuern wollte. Camping mit Dusche um 5$. Endlich nach fünf stinkenden Tagen gabs mal wieder eine (vor allem warme) Dusche. Das mußte ich am nächsten Morgen (also heute) gleich nochmals ausnutzen: Duschen zweiter Durchgang. Sauber und gut gefrühstückt (ich konnte in Wanaka meine Vorräte wieder aufstocken) gings heute weiter nach Queenstown, dem zentralen Wintersportort in Neuseeland. Auf dem Weg dorthin ließ mich der Rock Peak nicht vorbeifahren, ohne ihn bestiegen zu haben. Auf seinem Gipfel konnte ich schon die Landebahn des internationalen (!) Flughafens von Queenstown (12000 Einwohner) sehen und das eine oder andere Flugzeug, das diesen zwischen den Bergen ansteuerte.


Weil ich noch nicht ganz ausgelastet war, bestieg ich in Queenstown angekommen noch den Hausberg der Stadt, den Queenstown Hill, von dem aus ich einen tollen Ausblick auf den Lake Wakatipu hatte, an dem ich jetzt auch campe. Da das ganze Gebiet unter Naturschutz steht, mußte ich mich heute auf einem DOC (Department Of Conservation) Campingplatz einmieten, was aber nur 6$ kostet. Statt Dusche gabs wieder mal eiskalten See, wobei dieser der mit Abstand kälteste bisher war. Das Wasser hat formlich gebrannt auf der Haut.




Heute Abend habe ich auch endlich die Bekanntschaft der Sandflies gemacht. Echt lästig, die Biester. Sehen aus wie kleine Fliegen, stechen aber.
Morgen gehts weiter Richtung Süden, wobei ich mir abhängig vom Wetter überlege, ob ich nicht vielleicht noch einen Tag hier bleibe.