Als ich mich das letzte Mal hier im Blog zu Wort gemeldet habe, war ich gerade auf dem Weg in den Süden. Nachdem ich Queenstown bei gutem Wetter, das ich noch mit einer kleinen Wanderung verabschiedet habe, verlassen hatte, fuhr ich Richtung Te Anau, welches der Hauptort des Fjordlandes ist.
Unterwegs mußte ich nochmals eine Nacht im Zelt verbringen, was dieses Mal besonders nett war, da ich eine Campsite mit eigenem Dusch/Klo-Häuschen um 15$ gefunden habe. Nicht nur daß ich meinen eigenen Sanitärbereich (mit Warmwasser!) hatte, nein, im Preis inbegriffen war die Benutzung der Waschmaschine, welche zwar nur mit Kaltwasser gelaufen ist, jedoch meine stinkende Wäsche wieder halbwegs benutzbar gemacht hat. Waschmittel konnte ich von einem netten französischen Pärchen neben mir erschnorren.
Am nächsten Tag war das Wetter dann zum Grausen. Regen, kalt, windig: So durfte ich Te Anau erleben. Lake Te Anau habe ich ausnahmsweise nicht beschwommen. Dafür fehlte mir dann doch die nötige Härte.
Auch Lake Manapouri gleich nebenan zeigte sich grau in grau.
Trotzdem beschloß ich auf eine dreistündige Wanderung zu gehen, welche den letzten Teil des fünftägigen Kepler-Tracks entsprach. Und siehe da: Die Wolken verschwanden und die Sonne kam heraus. Meine Wanderung führte durch einen komplett mit Moos bewachsenen Wald. Einige Szenen vom Herrn der Ringe wurden hier auch gedreht, was ich gut verstehen konnte, denn der Wald hatte wirklich etwas Mystisches.
Am Ende kam ich dann wieder beim Lake Manapouri an, welcher nun auch sehr viel freundlicher wirkte.
Trotz gutem Wetters beschloß ich aber das Fjordland hinter mir zu lassen. Denn die großen Wanderungen und den Milford-Sound wollte ich mir für die Zeit mit Florian aufheben. Speziell der Milford-Sound bedarf einer langen Autofahrt (125km eine Strecke), die ich nicht mehrfach machen wollte.
Deshalb gings erstmal an die Südküste. Endlich wieder Meer und Strand, wobei es hier naturgemäß saukalt ist (Meer und Luft). Trotzdem war ich erstmal recht überrascht, daß Neuseeland doch auch recht brauchbare Strände bietet. Ich kam recht spät an der Freedom-Campsite an - so etwa um 22 Uhr. Die Sonne war gerade untergegangen. Es war aber noch hell. Bei starkem Wind und Kälte stellte ich mein Zelt auf und bereitete mich für die Nacht vor.
Am nächsten Tag fuhr ich nach Invercargill, der Hauptstadt der Southlands, um meine Vorräte aufzufüllen. Eine kurze Stadttour ging sich auch noch aus. Fazit: Verschlafenes, aber durchaus reizvolles, südneuseeländisches Nest.
Weils gerade in der Nähe war fuhr ich auch noch nach Bluff, ein Ort auf einer Halbinsel, welche Invercargill vorgelagert ist. Von der Spitze des Kaps konnte man einen tollen Blick auf Stewart Island erhalten, welche sich noch etwas südlicher befindet als die Südspitze der Südinsel (also schon recht arg südlich).
Auf dem etwa dreistündigen Walk, den ich hier machte, machte mir ein Wegweiser wieder mal bewußt, wo ich hier eigentlich bin. Er rief mir auch wieder mal die Vorstellung in Erinnerung, wo Europa von mir aus ist: Will ich Richtung Europa schauen, muß ich nämlich nicht Richtung Horizont schauen, sondern eigentlich direkt auf meine Füße.
Mein Tagesziel sollten an diesem Tag die Catlins sein, eine Hügellandschaft zwischen Invercargill und Dunedin, die mir mehrfach von anderen Touristen und Einheimischen empfohlen worden ist. Also suchte ich mir an der Westgrenze der Catlins eine Campsite und besuchte am frühen Abend noch den Petrified Forest, einen 180 Millionen Jahre alten fossilen Wald, der sich in der Nähe meines Lagers befand. Am Photo sieht man einen versteinerten Baumstamm.
Zu meinem Entzücken befand sich an derselben Stelle auch das Brutgebiet einiger Pinguinpaare. Genauergesagt handelte es sich dabei um den Yellow Eyed Penguin, welcher sehr selten ist und auf der Liste der bedrohten Arten steht. Ich hatte viel Glück und konnte nur ein paar Meter von mir entfernt einen Altvogel mit seinen beiden Küken bewundern, welche darauf warteten, daß der andere Altvogel mit Beute aus dem Meer zurückkommt.
Am nächsten Tag war es dann mein Plan, in die Catlins zu fahren. Als erstes Ziel suchte ich mir die McLean Falls aus, welche durch einen kurzen Walk erreichbar waren und gut Wasser führten.
Umgeben von Deutschen (da waren, glaube ich, wirklich nur Deutsche) habe ich dort Barbara aus Ulm kennengelernt, welche ebenfalls alleine mit dem Auto in Neuseeland herumreist und ebenso naturbegeistert ist wie ich. Bald hat sich herausgestellt, daß wir für die nächsten Tage eine sehr ähnliche Route haben, worauf wir beschlossen haben, erstmal gemeinsam weiterzureisen (im Convoy, weil wir ja beide ein Auto hatten). Nachdem das Wetter toll war, mußten wir gleich mal ein Bad im Meer nehmen. Hatten wir beide in Neuseeland noch nicht gemacht, weshalb es auch Zeit dafür wurde. Fazit: Toller Strand, tolle Wellen, saukaltes, aber erfrischendes Wasser.
Da Barbara wie ich auch ein paar Wanderungen unternehmen wollte, fuhren wir beide ins Inland der Catlins fernab jeglicher Zivilisation (naja, zumindest Internet und Handyempfang gabs dort nicht - einzig und allein ein Mittelwellen-Radiosender war zu empfangen). Wir beschlossen, einen Teil des Catlin-River-Walks zu gehen, was uns etwa 5h und die Möglichkeit, in der Zivilisation zu übernachten kostete (es war einfach zu spät, wieder über die ewig lange Schotterstraße an die Küste zu fahren). Übernachtet wurde also in der Pampa am DOC-Campingplatz (viel Wiese, Wasserstelle und Plumpsklo um 6$ in die Nationalparkkassa pro Nase).
Die Nacht war feucht und kühl, aber der Blick auf den Sternenhimmel war unglaublich. Nachdem der Himmel recht klar war und es keine störenden Lichteinflüsse gab, konnte man die Milchstraße in all ihren Details erkennen.
Am nächsten Tag sollte es wieder zurück an die Küste gehen, wobei mir leider ein folgenschwerer Fehler unterlaufen ist.
Die Sachen waren ins Auto gepack, wir waren fast abfahrbereit, als es passierte: Auto abgesperrt, Schlüssel in den Kofferraum, Kofferraumdeckel zu - ausgesperrt - FUCK!
Kein Handyempfang, der nächste größere Ort mindestens 2h entfernt.
Nahe an der Verzweiflung tauchte am anderen Ende der Wiese dann ein DOC-Ranger auf, zu dem ich dann gleich mal gelaufen bin. Er dürfte uns schon beobachtet haben, da er gleich wußte, was mein Problem ist - die Drahtschlinge hatte er schon in der Hand. Gemeinsam versuchten wir, das Auto in Einbrechermanier aufzubrechen.
Währenddessen landete auch der DOC-Hubschrauber (nicht wegen mir - der hat irgendetwas geliefert), worauf mich der Ranger mal alleine werken ließ - vergeblich: Der Toyota war echt nicht zu knacken.
Nachdem der Ranger seine Arbeit mit der Lieferung des Hubschraubers erledigt hatte, kam er zurück, und wir bearbeiteten das Auto erneut. Kurz darauf kam auch der Pilot des Hubschraubers, dann der Copilot und dann noch ein andere Camper, um die Nuß zu knacken. Schlußendlich standen also fünf Männer um das Auto und bearbeiteten es.
Der Copilot schien der talentierteste Einbrecher zu sein, denn um kurz nach Mittag hatte er das Auto offen. Aufatmen bei mir, ein Schulterklopfen meiner Mitstreiter und ein großes DANKESCHÖN!
Endlich konnten wir weiter. Wir hatten zwar Zeit verloren, jedoch war noch der eine oder andere Wasserfall drinnen.
Daß eine Kuhherde mein Auto überrannte und einen penetranten Stallgeruch (gottseidank keine Kratzer) an meinem Fahrzeug hinterließ, ließ mich angesichts der Aktion mit dem Autoschlüssel eigentlich mehr oder weniger kalt.
Nach einem weiteren Walk, welcher an einem superschönen Strand endete, suchten wir uns einen Campingplatz mit Dusche, da unser eigener Geruch kaum besser war als der des Autos.
Vor dem Schlafengehen besuchten wir noch Nugget Point, wo wir den Abend gemütlich ausklingen ließen.
Am nächsten Morgen war es unser Plan, die Buchten an der Küste vor den Catlins zu erforschen. Cannibal Bay und Surat Bay waren hiebei unsere Ziele. Nach beschissenem Wetter in der Nacht (für Barbara in ihrem Kombi weniger beschissen als für mich), machte uns der Tag wieder eine Freude und zeigte sich sonnig
Die beiden Buchten hielten eine ganz besondere Überraschung für uns bereit. In beiden Buchten sonnten sich Seelöwen am Strand und ließen sich ohne Probleme aus der Nähe beobachten und photographieren. Die meisten zeigten sich friedlich nur die dominanten Bullen quitierten zu große Nähe mit einem energischen Brüllen, was uns dann doch wieder Abstand nehmen ließ.
Auch wenn die Tiere an Land eher schwerfällig unterwegs sind, können sie auch laufen, wenn sie wollen, und eine Konfrontation mit einem 300km-Bullen wollten wir dann doch nicht haben. Gottseidank sind die Tiere recht bewegungsfaul, sodaß das Zusammentreffen Mensch-Seelöwe meist ein friedliches ist. Das Erlebnis war auf jeden Fall unglaublich: Die Tiere hautnah und in freier Wildbahn zu erleben, ist ein absolutes Highlight meiner Reise.
Am Weg Richtung Ostküste kamen wir noch bei einem sehr seltsamen Garten in Owaka vorbei. Eine ältere Dame hat es sich wohl zur Lebensaufgabe gemacht, Teekannen zu sammeln und in ihrem Garten auszustellen. Seitdem hat der kleine Ort eine Attraktion mehr.
Am Abend fuhren wir noch auf dem Weg zu unserer nächsten Campsite bei Shag Point vorbei. Diese Bucht an der Ostküste ist ebenfalls ein Geheimtip für Tierliebhaber. Zu unserer Freude konnten wir dort eine Robbenkolonie vorfinden, die uns ebenso friedlich Photos schießen ließ wie die Seelöwen.
Am nächsten Tag (also heute) standen wir früh auf (6 Uhr), da wir den Tip bekamen, daß in einer Bucht (Moeraki Bay) nahe unseres Campingplatzes Pinguine zu beobachten wären. Um 6:30 waren wir an besagtem Ort und durften uns erstmal über einen tollen Sonnenaufgang freuen.
Wie versprochen trafen wir eine Gruppe Gelbaugenpinguine an, die dieses Mal praktisch vor unserer Nase standen.
Auch eine Kolonie Robben genoß wie wir die Morgensonne.
Neben erwachsenen Tieren, konnten wir auch die fast schon erwachsenen Jungen beobachten.
Anschließend gabs noch Frühstück am Traumstrand, bevor wir uns nach Oamaru aufmachten, wo Barbaras und meine gemeinsame Reise erstmal zuende sein sollte.
Auf dem Weg schauten wir noch bei den Moeraki Boulders vorbei, kugelrunde Felsbrocken am Strand, welche das Werk jahrmillionenlanger Erosion sind und eine Touristensttraktion für den kleinen Ort geworden sind.
In Oamaru trennten sich Barbaras und meine Wege. Sie fährt weiter nach Norden. Ich quere die Insel zur Westküste. Kontaktdaten haben wir ausgetauscht. Vielleicht geht sich ja noch der eine oder andere Walk auf der Nordinsel im März aus.
Viele Eindrücke, viele Erlebnisse, und das in kurzer Zeit. Neuseeland hat meine Sympathie. Es ist wunderschön hier und ich freue mich auf die Dinge, die da noch kommen.
Wow!!!
AntwortenLöschenVersion a: gehe zu Beamer, benutze Beamer mit Nina!
Version b: gehe zu Pinguin, benutze Babypinguin (und Stylerseelöwe) mit Rucksack, nimm Rucksack.
... Ja ja, ich weiß, 'das klappt so nicht'. :D (Schade! :( )
Weiterhin eine so tolle Zeit und viele (Kuschel)tierchen!!!
Und immer an den Autoschlüssel denken. ;)
:* :* :* :* :*
Lieber Mark, danke für den schönen Bericht und die tollen Fotos!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
AntwortenLöschenMach dir mit dem Beschreiben der Begebenheiten bloß keine Stress. Wir sind schon froh, wenn wir ab und zu ein paar Bilder sehen und hören, dass es dir gut geht!!!
Wahnsinnig nett, dass dir sooooooo VIELE geholfen haben, ins Auto einzubrechen (hätte ja auch das Auto eines anderen Urlaubers sein können) - hihi!
Bin natürlich auch schwer von der Tierwelt begeistert. Der witzige Babypinguin mit dem flauschigen Gefieder und die entzückenden Robben - ein Wahnsinn und das auch noch so nah.
Hier hast voll viel versäumt - wir hatten in der Zwischenzeit den Jahrhundertwinter!
Sonntag 5 Uhr früh: Ca. 30 cm weißer, frisch gefallener Schnee (zumindest in unserem Stadtteil) - juhu der Winter ist da!
Sonntag 9 Uhr: Das Nachbarmädchen baut den ersten Schneemann (wie süß).
Sonntag 11 Uhr: Eine Wanderung durch die wunderschöne Winterlandschaft; nach einer Stunde rinnt es vorne aus den Stiefeln. Es gibt mittlerweile Schneeregen.
Sonntag 18 Uhr: Schaue vom Balkon runter zum Schneemann; er hat nur mehr ein Auge; der Kopf hängt schon verdächtig schief.
Sonntag 21 Uhr: Der Schneemann ist nur mehr ein Grasfleck mit einer Karotte und 2 Steinen.
Montag nachmittags: Der Schnee auf der Straße ist zu irre schönen braunen Pfützen zusammengeflossen, in denen ich auch regenbogenartige Farben entdecken konnte (ich nenne es Poesie, andere nennen es Benzin).
Jetzt ist es wieder grün...Du siehst, wir müssen uns eben an kleinen Dingen erfreuen. Wie heißt es so schön: Wer den Spatz in der Hand nicht ehrt, ist des Seelöwen am Strand nicht wert - oder hab ich da was durcheinander gebracht???
Liehieeebste Grüße, Nathalie
Klingt nach super Erlebnissen!! Wir genießen die tollen Bilder!! :-) :-)
AntwortenLöschenDanke und Liebe grüße,
Edith
Hey Mark,
AntwortenLöschensuper, dass du wieder einmal geschrieben hast! Hab mir schon gedacht, dass du die Zeit genießt und da eher wenig ans Schreiben denkst! Die Fotos sind sooo schön, die du machst! Und, muss ich wirklich sagen: gut schaust aus! Die Auszeit bekommt dir prächtig!
Die Autoschlüsselstory ist wirklich nicht zu toppen ;) naja.... vielleicht doch: von der Teekannen-Lady, die find ich steil!
Liebe Grüße!
gerhild
Was für ein Naturschauspiel..............!!!!
AntwortenLöschenLiebe Grüße von daheim
Monkey Island und Guybrush....... besser geht nicht mehr :D :D :D
AntwortenLöschenIngeborg